Freitag, 12. Juni 2015

„Und was machst du?“ Oder: Über den Sinn der Kulturwissenschaften

Über das letzte Feiertagswochenende war ich vier Tage lang mit einer Busreisegruppe in Prag. Bis auf wenige Andere kannte ich niemanden und die Gruppe bestand überwiegend aus älteren Akademikern. Und wie das so ist, man kommt natürlich miteinander ins Gespräch. Die erste Frage von jedem war „Und was machst du?“. Was soll man darauf antworten - „Ich laufe gerade neben Ihnen her.“? Nein, es geht natürlich darum was man mit seinem Leben macht. Das scheint DIE Frage zu sein, wenn man sich mit Menschen Anfang zwanzig unterhält. Untereinander haben sich die Herrschaften übrigens nicht darüber unterhalten, was sie außer Kurztripps so machen. Meine Antwort war also immer „Ich studiere Germanistik und Mode und schreibe gerade meine Bachelorarbeit.“ - „Und was machst du dann damit?“ kam sofort zurück. Nun, hier wird es kompliziert, ich würde nämlich lieber arbeiten, als weiter zu studieren und ein Volontariat bei einer Zeitung/ Pressestelle etc. machen. Wenn man also mit „Ich möchte Journalistin werden.“ antworten reicht das nicht. Jetzt kommt die Frage nach den Zukunftsaussichten „Du musst doch auch Geld verdienen, von irgendwas leben...“. Ja toll danke, das ist mir neu. Wenn das jedem erzählt würde, der etwas in dem Bereich arbeiten möchte, dann hätte ich doch ziemlich gute Jobchancen...


Generell muss man sich in den Kulturwissenschaften ständig für seine Fächerwahl rechtfertigen. Bei WIWI-Studenten zum Beispiel habe ich das noch nicht erlebt, dabei kann ich persönlich mir da auch nicht wirklich vorstellen, was die damit machen wollen. Jura, Medizin, Bauingenieur etc., natürlich, da wird man konkret auf etwas hin ausgebildet, auf einen Job, finde ich durchaus sinnvoll, wäre aber nichts für mich. Ich mache das, was mich interessiert und habe ein breiteres Feld, in dem ich arbeiten kann – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Museumswesen sind da nur einige Beispiele die mich interessieren würden. Warum soll man etwas machen, was einen nicht interessiert? Nur weil das Gehalt stimmt? Lehramtsstudenten (Deutsch und Textil) studieren zum Beispiel fast das Gleiche wie ich. Da sind viele dabei, die es nur studieren, weil sie keine Ahnung haben, was sie sonst machen sollen – und sowas soll auf die Elite von morgen losgelassen werden? Ist das jetzt besser; etwas nur zu machen weil es ein Beruf ist, unter dem man sich etwas vorstellen kann und mit dem (je nach Fächerwahl) ein sicheres Einkommen garantiert ist? Ich weiß wenigstens was ich mal machen möchte und das ich es gerne machen würde – Es geht immerhin um die nächsten 40 Jahre!

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